Sächsische Zeitung, 15.03.2005

Dresden-Film. Historische Richtigkeit trotz großer Emotionen ist das Anliegen des ZDF-Teams.

Müde sahen sie aus, die Darsteller des ZDF-Zweiteilers über die Zerstörung Dresdens, schließlich hatten die Dreharbeiten ja auch bis sechs Uhr früh gedauert, in wenigen Stunden sollte es weitergehen, wieder die Nacht hindurch. Zwischen den Drehs stellte sich das Team jedoch gestern im Hilton der Presse vor, gezeigt wurden auch erste Ausschnitte aus dem Film.

Ein graues, kaltes Dresden war da zu sehen, Feuer und Trümmerstaub, untermalt von dramatisch treibenden Violinen. Eine stilistische Nähe zu Guido Knopps Geschichtsdokus ist zumindest nach diesem Trailer nicht zu leugnen. Man merkt, dass es Regisseur Roland Suso Richter mit der zehn Millionen Euro teuren Produktion darum geht, das Thema emotional anzupacken. Die Menschen und ihr persönliches Schicksal sollen im Mittelpunkt stehen.

„Wir wollen alle Facetten menschlichen und politischen Verhaltens zeigen“, sagte Drehbuchautor Stefan Kolditz. Dass die Hauptdarstellerin Felicitas Woll sogar eine familiäre Bindung zum 13. Februar 1945 hat, hilft da. „Meine Großmutter war hier und hat die Nacht überlebt. Ich bin an die Rolle deshalb nicht so sehr als Schauspielerin herangegangen, sondern habe versucht zu spüren, wie das alles für sie war.“ Auch Katharina Meinecke, die Wolls Mutter spielt, fühlte sich an die Erzählungen ihrer Großeltern erinnert, die die Bombardierungen Berlins und Hannovers miterlebt haben. „Felicitas und ich sind deshalb ständig dicht am Wasser gebaut, sagen uns immer, wie dankbar wir sind, dass wir die Zeit nicht miterleben mussten.“

Trotz aller Emotion lege man viel Wert auf historische Richtigkeit, betonte Rolf-Dieter Müller vom Militärhistorischen Prüfungsamt Potsdam, der mit den Historikern Hans Mommsen und Richard Overy die Dreharbeiten begleitet. „Uns ist vor allem wichtig zu zeigen, dass hinter der Bombardierung keine mörderische Strategie der Briten steckte. Und auch die Korruptheit des NS-Regimes in dieser Zeit darzustellen. Die Stadt soll nicht als Sonderfall gezeigt werden.“ Auch Mommsen warnte vor der „Tendenz zur bloßen Betroffenheit“, da gebe es beim Dresden-Film auch noch einiges zu verbessern.

Rund 50 Drehtage hat er noch Zeit, seine Bedenken einfließen zu lassen. Nach Ostern zieht das Team zunächst nach Leipzig, dann nach Köln. Danach beginnt die Arbeit am Schneidetisch. Der Sendetermin: Frühjahr 2006.

( Von Kristina Maroldt )